Ein Welpe mit Papieren? Brauch ich nicht…

 

Was braucht mein Hund Papiere? Ich möchte doch eh nicht damit züchten... Diese oder ähnlich Aussagen hört man häufig, wenn es um den Welpenkauf geht.

In diesem Text möchte ich darüber informieren, welche Papiere es beim Welpenkauf gibt, und welchen Bedeutung sie haben, bzw. über was sie Auskunft geben…

 

Hierbei möchte ich unterscheiden zwischen dem Kaufvertrag, den Unterlagen vom Züchter, die der Welpe mitbekommt und den Papieren, die für den Welpen von einem Zuchtverband ausgestellt werden…

 

Kaufvertrag:

Wie sagte meine Oma schon immer: „Vertrag“ kommt von „vertragen“… Einen Vertrag abzuschließen ist also (nicht nur) beim Welpenkauf sinnvoll… In einem Vertrag sind folgende Dinge festgehalten: Kaufpreis, Käufer und Verkäufer, genaue Angaben über den Hund, wie Eltern, Chipnummer, Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten…

Aber auch Dinge wie der Einsatz als Zuchthund können festgehalten werden. Also dass der Hund z.B. nur dann zur Zucht eingesetzt werden darf, wenn er gesundheitlich untersucht wird und dies im Rahmen eines Zuchtverbands geschieht. Dies ist sicherlich schon ein heikler Punkt, wenn man es von der rechtlichen Seite betrachtet. Denn schließlich kauft man den Welpen ja und er geht in den Besitz und das Eigentum über. Letztendlich geht es ja auch nicht immer nur darum, was man rechtlich durchsetzen könnte, sondern, inwieweit man dem Käufer (und natürlich auch Verkäufer) vertraut, dass mit dem Hund nichts geschieht, von dem man denkt, dass es nicht in Ordnung ist…

Dies betrifft ebenfalls die so genannte Rückkaufklausel. Viele Züchter lassen sich im Kaufvertrag unterschreiben, dass sie ein Vorkaufsrecht auf den Hund haben, falls dieser nicht bei seinem Käufer/Besitzer bleiben kann. Hier sollte genau formuliert werden, ob der Hund auch in der Familie weitergegeben werden kann. Ich denke an Fälle, bei denen eine Trennung oder Scheidung vorliegt und der Hund eventuell als Druckmittel oder Streitgegenstand „genutzt“ wird. Es ist also nicht unwesentlich, wer als Käufer im Kaufvertrag steht.. 

 

Co-Owner

Manchmal geben Züchter Hunde mit einem Co-Owner-Vertrag ab. Das bedeutet ganz einfach, dass der Hund zwei Besitzer hat - einen Owner und einen Co-Owner. Der Grund kann z.B. sein, dass man sich so vertraglich einen Hund teilt, z.B. einen Deckrüden. Meistens lebt der Hund bei einem der Besitzer, der andere kann ihn aber z.B. zum Decken nutzen. Wie und was genau im Co-Owner Vertrag geregelt ist (z.B. Wer übernimmt welche Kosten? Wo lebt der Hund? Was ist, wenn der Hund kastriert werden soll? Wie oft darf der Hund z.B. für eine Ausstellung ausgeliehen werden?,...), sollte vor dem (Teil-)kauf genau abgesprochen werden.

 

Papiere vom Züchter

Darunter verstehe ich die Anlagen zum Kaufvertrag, wie Geburtsprotokoll, Protokoll der Gewichtsentwicklung, Entwurmung, Impfungen, evtl. Anmerkungen zur Fütterung, Entwicklung des Welpen usw…

Außerdem ist es schön, wenn dem Welpenbesitzer Fotos aus der Welpenzeit zur Verfügung stehen, wenn es nicht schon während der Welpenzeit in digitaler Form geschehen ist. Sollte der Welpe nicht in einem Zuchtverband registriert sein, dann sollten dem Käufer außerdem ein Info-Pedigree mit dem Stammbaum des Welpen ausgehändigt werden und die Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf erblicher Erkrankungen der Elterntiere in Kopie mitgegeben werden. Natürlich ist es auch möglich, diese bei der Abholung des Welpen einzusehen, aber die Erfahrung zeigt, dass man meistens nicht die Ruhe hat, sich diese Unterlagen in Ruhe anzuschauen und es doch gut ist, wenn man es auf dem Papier hat und auch später noch einmal nachschauen kann…

 

Papiere eines Zuchtverbands

Zuchtverband ist nicht gleich Zuchtverband und Papier ist nicht gleich Papier… daher hier etwas „Aufklärung“ und „Sortierung“…

1. Zucht im Rahmen des VDH/FCI

Hundezucht ist nicht nur in Deutschland „geregelt“, sondern weltweit.

Dazu gibt es drei internationale Dachverbände: den AKC (American Kennel Club - USA),  den britischen Kennel Club (KC) und die Fédération Cynologique Internationale (FCI). In Deutschland ist der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) der FCI angeschlossen. Und wiederum dem VDH (da es ein Verband ist) sind die einzelnen Zuchtvereine (und auch Sportvereine) untergeordnet. Aber was bedeutet das? 

In diesem Rahmen gibt es für die Züchter und die Welpenkäufer - festgelegt durch ein Zuchtordnung - klare und transparente Regeln und Bedingungen für die Zucht. Das beginnt mit der Schulung und Ausbildung der Züchter, der Auswahl und Testung der Zuchthunde, der Abnahme der Zuchtstätte und der Überprüfung unter welchen Bedingungen die Welpen groß gezogen werden UND - unter welchen Bedingungen die Zuchthunde leben. In  „unserem“ Verein, dem CASD müssen Hündinnen mindestens 2 Jahre, Rüden 18 Monate alt sein, um Welpen bekommen zu dürfen. Die Hündin erhält zwischen zwei Würfen mindestens ein Jahr (365 Tage) Pause das Höchstalter für den Zuchteinsatz ist das vollendete 8. Lebensjahr.

Etwas, das ich sehr unterstütze ist, dass pro Wurfstätte maximal 4 Würfe im Jahr fallen dürfen. Warum? Rechnet man einmal hoch, dass ein Züchter 4 Würfe im Jahr hat, dann benötigt er dafür natürlich 4 Hündinnen im zuchtfähigen Alter. Dazu kommen Junghündinnen, Hunde, die in Zuchtrente sind und eventuell Rüden, die im Haushalt wohnen. Rechnet man weiterhin, dass die Hündinnen 365 Tage Pause haben zwischen ihren Würfen, dann wird schnell klar, dass man schon 8 Zuchthündinnen benötigt, um jedes Jahr vier Würfe zu haben. Ich denke, damit ist man schon bei einer beträchtlichen Anzahl an Hunden. Möchte man 5, 6 oder 7 Würfe im Jahr großziehen, erhöht sich die Anzahl der Hunde natürlich und ich bin - und das ist meine persönliche Meinung - überzeugt davon, dass man ab einer gewissen Rudelgröße dem einzelnen Tier nicht mehr gerecht werden kann. 

Natürlich gibt es die Möglichkeit, ältere Hunde abzugeben, Hündinnen für Würfe zu leasen und nicht jeder Hund benötigt eine "Rundum-Bespaßung"... Diese Art zu Züchten ist jedenfalls nicht meine Art.

Im Rahmen der VDH Zucht muss ein Züchter eben diese strengen Richtlinien erfüllen. Und dies wird bei jedem Wurf neu und mehrfach kontrolliert. Nur dann erhalten die Welpen VDH-Papiere...

Diese geben also nicht (nur) Zeugnis darüber, welche Abstammung der Hund hat, sondern vor allem UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN die Hunde gehalten und gezüchtet werden!

 

Papiere und „Gesundheit“:

Ein weiterer wichtiger Aspekt FÜR Papiere eines VDH-Mitgliedsvereins ist auch die Tatsache, dass die Gesundheitsuntersuchungen nicht vom hauseigenen Tierarzt ausgewertet werden, sondern von UNABHÄNGIGEN Gutachtern. Neben den Ergebnissen, die in Laboren ausgewertet werden, kommen hier Röntgenbilder zum Einsatz, bei denen der Auswerter weder Besitzer noch Hund kennt und so unvoreingenommen bleibt. Auch weitere Untersuchungen, wie z.B. die Augenuntersuchungen oder die Untersuchung auf Patella-Luxation werden von extra geschulten Tierärzten durchgeführt.

 

2. Andere Zuchtverbände

Es gibt zahlreiche Zuchtverbände, die für Hunde oder auch Hunde und Katzen Papiere ausstellen. Dagegen spricht grundsätzlich auch nichts. Aber folgendes solltet ihr überprüfen:

  • Was sagt die Zuchtordnung aus? Wie alt sind die Hündinnen bei ihrem 1. Wurf, wie alt die Rüden? Wie viele Würfe darf eine Hündin maximal haben, wie lang ist der Zeitraum zwischen zwei Würfen? Wie dürfen die Hunde gehalten werden? 
  • Wie werden die Zuchtstätten und die Züchter geschult und kontrolliert? Wer kontrolliert die Züchter? Wer kontrolliert die Welpen und die Würfe? 
  • Wie viele Personen sind in diesem Verein tätig? Wie sind die Aufgaben verteilt? Ist es vielleicht so, dass der 1. Vorsitzende gleichzeitig der Zuchtwart, und der Züchter mit den meisten Hunden, Deckrüden und Würfen in einem Verein ist? 
  • Warum wird nicht im Rahmen des VDH gezüchtet? Gibt es schlagkräftige Argumente?
  • Von wem werden die Elterntiere untersucht? Was wird untersucht und ausgewertet? Wer wertet aus?

 

 

Findet ihr einen Züchter, der ohne Papiere züchtet, dann stellt euch folgende Fragen:

 

  • Wie transparent ist die Zuchtstätte? (Homepage, Reaktion auf Emails, Telefonate...) 
  • Werden alle Hunde z.B. auf der Homepage erwähnt? 
  • Werden alle Würfe aufgeführt? 
  • Werden die Nachzuchten vorgestellt (wenigstens mit einem Foto, damit man sich auch vorstellen kann, wie die Welpen sich entwickeln?)
  • Warum züchtet der Züchter nicht im VDH?

Natürlich kostet es mehr, wenn man in einem VDH-Verein züchtet, da man Abgaben hat und auch alle Gutachten und Untersuchungen etwas kosten. Erstaunlicherweise fällt mir jedoch gerade zu "Corona-Zeiten" auf, dass besonders Welpen ohne Papiere für deutlich mehr Geld angeboten werden. 

 

Sind diese dann auch mehr Wert?

 

Ich hoffe, ihr könnt euch mit diesen Informationen in dem "Papiere"- Ja - Nein - Vielleicht - Durcheinander besser zurechtfinden... und euch vor allem eine eigene Meinung bilden.